Der Unverpacktladen in Bad Saulgau
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Interview mit Johanna von "Unverpackt Wiedergrün"

24.02.2022

Es ist mittlerweile fast zwei Jahre her, dass wir uns getroffen und das erste Interview miteinander geführt haben. Damals stand der Unverpacktladen kurz vor der Eröffnung und das Wort Corona gab es noch nicht in unserem Wortschatz. Es ist viel passiert, umso mehr hat es mich interessiert, wie es den beiden in der Zwischenzeit ergangen ist und habe dabei ein tolles Interview mit Johanna geführt. Doch lest selbst!

 

Blubbr: Hallo Johanna, mittlerweile sind fast zwei Jahre vergangen, seit unser Interview bei blubbr.de erschienen ist. Beschreibe doch mal kurz, wie es euch in der Zwischenzeit ergangen ist?

Johanna : Wir sind nach wie vor sehr glücklich, dass wir diesen Schritt gegangen sind und unseren eigenen Unverpacktladen in Bad Saulgau eröffnet haben. Natürlich hat uns Corona und vor allem haben uns die Bestimmungen teilweise sehr eingeschränkt und den Start erschwert. Unsere Generation hat solch eine wirtschaftliche Situation noch nie erlebt- das macht es natürlich umso schwieriger. Fest steht, wir haben das Beste daraus gemacht und hatten natürlich auch das Glück, dass wir als Lebensmittelbranche zu keiner Zeit schließen mussten. Da hatten anderen Bereiche viel mehr zu kämpfen. Trotz dieser schwierigen Situation haben wir uns durchgekämpft und sind auch sehr stolz darauf, was wir in den letzten zwei Jahren geschaffen haben.


Blubbr: Habt ihr etwas an eurem Konzept verändert?

Johanna : Am Konzept haben wir nicht viel verändert. Wobei wir seit August 2021 ein kleines Café im Laden eingerichtet haben. Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich kann man sich nun gemütlich hinsetzen und einen Kaffee genießen. Zusätzlich wollen wir noch den Innenhof umbauen, um dort weitere Sitzmöglichkeiten zu haben. Das war dank der LEADER- Förderung vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Bad Saulgau möglich, denn davon haben wir eine tolle Kaffeemaschine gekauft sowie ein Lastenfahrrad, um in Zukunft auch einen Lieferservice anbieten zu können. Ansonsten hat sich natürlich unser Sortiment ein bisschen verändert, da haben wir weitere Produkte aufgenommen.


Blubbr: Hat sich euer Unverpacktladen mittlerweile rumgesprochen und habt ihr Stammkunden?

Johanna : Ja, wir haben einige Stammkunden, die wirklich regelmäßig zu uns kommen und viele Produkte bei uns erwerben. Aber es gibt natürlich auch Tageskunden, die einfach neugierig sind und dieses andere Einkaufskonzept einfach mal ausprobieren wollen.
Fast jeden Tag kommen neue Gesichter zu uns, das freut uns natürlich sehr. Viele von ihnen erzählen, dass sie erst jetzt zu uns kommen, da sie aufgrund von Corona die Innenstadt gemieden haben. Man kann schon sagen, dass Corona das Einkaufserlebnis beeinträchtigt hat. Hoffen wir nun auf bessere Zeiten!


Eröffnung Café

Bildquelle: Anita Metzler-Mikuteit 

 
 

Blubbr: Wer kauft bei euch ein? Sind es eher jüngere Kunden, die euer Konzept ausprobieren wollen?

Johanna : Tatsächlich kaufen alle Generationen bei uns ein. Das kann man gar nicht so pauschalisieren. Die ältere Generation kommt eher zu uns, weil es sie an ihre Kindheit und an die „Tante Emma Läden“ erinnert. Unsere Generation dagegen achtet ganz anders auf die Umwelt, da hat schon ein Umdenken stattgefunden- eben auch beim Einkaufen. Und die Kinder, die lieben das Einkaufserlebnis. Wir hatten auch schon Kindergarten- und Schulgruppen da, denen wir ein ganz neues Einkaufsbewusstsein vermitteln konnten. Sie kamen später auch mit ihren Familien nochmals zu uns, um ihnen genau das Erlebnis, das sie so beeindruckt hat, zu zeigen.


Blubbr: Welche Personen bzw. Gruppen wollt ihr denn noch mehr ansprechen?

Johanna: Das ist ganz einfach: Familien mit mehreren Kindern. Aber diese Gruppe ist nicht ganz einfach zu bekommen, denn sie müssen natürlich in größeren Mengen einkaufen . Deshalb ist es für sie oft leichter im Supermarkt einzukaufen. Genau für diese Einkaufs- Gruppe ist aber unser zukünftiger Lieferservice gedacht – wir wollen auch junge Familien erreichen und sie dabei bestmöglich unterstützen.


Blubbr: Was sind die größten Herausforderungen?

Johanna: Wie bei jedem anderen Unternehmen wahrscheinlich auch: Eine gute Planung von Personal, Warenumfang und Arbeitsabläufen. Zudem muss man darauf achten, dass immer genügend Ware vorhanden ist und da muss man zu Beginn erst einmal lernen, die richtige Menge überhaupt abzuschätzen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die herausfordernd sind, manchmal natürlich größere Sachen, die man regeln muss. Aber da wächst man mit der Zeit rein und wir lernen jeden Tag dazu. Das ist ja auch das Schöne an der Selbstständigkeit.


Blubbr: Was hat dich positiv überrascht?

Johanna: Nicht nur die Tatsache, dass so viele Menschen zu uns kommen und bei uns einkaufen, es gibt so viele Firmen, die wirkliches Interesse haben, Plastik einzusparen. Da macht die Zusammenarbeit noch viel mehr Spaß, weil man spürt, wie sehr die Firmen dafür brennen und ehrliches Engagement zeigen. Das ist wirklich beeindruckend und das hätte ich auch niemals so erwartet.


Blubbr: Was sind eure Ziele?

Johanna: Wir wollen, dass die Menschen nicht nur zum Einkaufen hetzen, sondern dass sie das Einkaufen zelebrieren und bewusst erleben. Dass sie verstehen, wie wichtig die Plastikreduzierung ist und wie einfach es eigentlich sein kann. Dabei sollen sie dieses neue Konzept erst einmal kennenlernen und sich dabei nicht unter Druck gesetzt fühlen, direkt alles plastikfrei kaufen zu müssen. Sozusagen Schritt für Schritt sich auf dieses neue Konzept einzulassen, das ist ein Ziel. Wir hoffen wirklich, dass wieder mehr Menschen in die Stadt kommen und wieder lernen, einkaufen zu genießen und durch die Gassen zu schlendern. Vielleicht mit Freunden bei uns einen Kaffee zu trinken und dabei unseren Unverpacktladen kennenzulernen. Denn damit erreichen wir unser Ziel: Bewusst und nachhaltig Lebensmittel zu verkaufen.


Blubbr: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast und ich hoffe, dass viele Leser neugierig geworden sind und euch und euren Unverpacktladen Wiedergrün in der Innenstadt von Bad Saulgau weiterhin so zahlreich unterstützen.

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