Wenn man durch die malerischen Straßen von Pfullendorf schlendert, kann man sich leicht in vergangene Zeiten versetzt fühlen. Doch es gibt eine besondere Gruppe von Menschen, die diese Vergangenheit nicht nur am Leben erhalten, sondern sie regelrecht zelebrieren: Die Schnellergilde der Stegstrecker Zunft aus Pfullendorf. Vor Kurzem hatte ich das Vergnügen, mich mit Oliver Müller zu unterhalten und in die faszinierende Welt der Schneller einzutauchen.
Die Schneller, gekleidet wie Fuhrleute aus dem 19. Jahrhundert, sind eine faszinierende Erscheinung. In ihren blauen Fuhrmannskitteln, wie sie auch heute noch in Südtirol zu sehen sind, wirken sie wie eine lebendige Hommage an vergangene Zeiten. Dazu tragen sie Reithosen, Schafstiefel und die unverkennbare schwarze Zipfelmütze.
Doch was macht einen Schneller wirklich aus? Ihr wichtigstes Werkzeug ist die Karbatsche, eine lange Peitsche von 3 bis 4 Metern Länge. Mit dieser symbolträchtigen Waffe kündigen sie traditionsgemäß am Dreikönigstag um Punkt 12 Uhr die fünfte Jahreszeit in Pfullendorf an. Von diesem Moment an wird in den Straßen der Stadt bis zum Fasnetsdienstag um Mitternacht geschnellt, getanzt und gefeiert.
Die Leidenschaft und Hingabe der Schnellergilde zeigt sich nicht nur in ihren traditionellen Auftritten, sondern auch in ihrem Erfolg bei Wettbewerben. Bei der Schneller-Weltmeisterschaft der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte in Weingarten konnte die Schnellergilde Pfullendorf groß abräumen. Mit 25 Teilnehmern holten sie nicht weniger als ein halbes Dutzend Titel und zahlreiche Podestplätze. Ein beeindruckendes Zeugnis für ihre Fertigkeiten und ihre Verbundenheit mit ihrer Tradition.
Wer mehr über die faszinierende Welt der Schneller erfahren möchte, hat ab dem 6. Mai die Gelegenheit dazu. Im Alten Haus in Pfullendorf wird eine Sonderausstellung der Schnellergilde stattfinden. Hier kann man in die Geschichte eintauchen, die Kunst der Schnellerei bestaunen und vielleicht sogar das ein oder andere Geheimnis lüften.
Die Schneller sind mehr als nur eine Gruppe von Narren. Sie sind Hüter einer alten Tradition, Botschafter ihrer Stadt und ein lebendiges Beispiel für die Kraft der Gemeinschaft. In ihrer Kunst vereinen sie Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Innovation zu einem faszinierenden Spektakel, das Jung und Alt gleichermaßen begeistert. Wer einmal das Schnellen erlebt hat, wird es so schnell nicht wieder vergessen.
Abschließend möchte ich mich herzlich bei Oliver Müller bedanken, der mir nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Welt der Schnellergilde gewährte, sondern auch ein äußerst angenehmer Gesprächspartner war. Seine Leidenschaft für die Tradition und sein Engagement für die Schneller sind inspirierend und haben meine Begeisterung für dieses einzigartige Brauchtum nur noch verstärkt. Vielen Dank, Oliver, für diese Erfahrung!
Hier gehts zum Alten Haus in Pfullendorf:
https://www.pfullendorf.de/stadt/tourismus-kultur/galerien-museen/museum-der-stadtgeschichte/
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