Die Sage vom Brotlaib der Gräfin von Zimmern
Pfullendorf wurde von den Kaisern zwischen dem 13. und Mitte des 14. Jahrhunderts des Öfteren verpfändet. Dies geschah aus dem Grund, dass sich einige Kaiser in Geldverlegenheit brachten. Dadurch entstand, dass die Gläubiger des Kaisers, selbst, oder durch Bevollmächtigte, die Reichssteuer und andere kaiserliche Einkünfte des Ortes verwalteten und einzogen. Um diesem „unglücklichen Stand“ ein Ende zu bereiten, erwirke sich die Stadt 1348 von Kaiser Karl IV ein Privileg: die Stadt soll nie wieder aus den Händen des Reiches kommen oder verpfändet werden.
Ritter und Edelleute aus der Umgebung planen einen Anschlag auf die „mächtige“ Stadt, um sie zu überfallen und einzunehmen. Nachts wollen sie sich von drei Seiten nähern und auf den Morgen warten. Früh morgens, wenn die Viehherde aus der Stadt auf die Weide getrieben werden soll, lauern sie dieser Herde auf, um sie zu klauen. Da die Viehherde zu den wertvollsten Besitztümern der Stadt Pfullendorf gehört, würden die Bürger zur Rettung des Viehs aus der Stadt stürmen und die Tore vor lauter Panik weit offenstehen lassen. So könnten die anderen durch die geöffneten Tore in die Stadt dringen und sie besetzen.
Graf Wernher von Zimmern zu Mößkirch erfährt von diesem Vorhaben. Er ist ein freundlicher Nachbar der Stadt, der oft zu Besuch in Pfullendorf war. Aber der Graf von Zimmern steckt in einer Zwickmühle. Er kann weder den Anschlag verhindern, noch kann er den Adel, der den Anschlag plante verraten. Verzweifelt wie er ist, schließt er sich in seinem Zimmer ein, ist schlechtgelaunt und traurig und weicht den Hausangestellten aus. Seine Gattin Brigitta von Gundelfingen bemerkt sofort das Benehmen ihres Mannes und geht seinem seltsamen Betragen auf den Grund. Erst erfolglos, hört sie eines zufällig die Selbstgespräche ihres Geliebten. Sie versteht den Ernst der Lage und fasst einen Entschluss: Sie schmiedet einen Plan, um die Stadt Pfullendorf zu warnen. Dieser Plan muss geheim bleiben und dennoch sicher Erfolg haben. Sie schreibt einen Brief an den Stadtammann Gremlich, den Bürgermeister der Stadt, in dem sie ihn von dem gefährlichen Plan erzählt. Sie versteckt den Brief in einem Laib Brot, den ihr treuer Diener dem Stadtammann, und nur diesem, übergeben soll. Der Bürgermeister solle sich den Brotlaib schmecken lassen. Der Bürgermeister, überrascht und verwirrt von der Natur dieses ungewöhnlichen Grußes, untersucht den Laib gründlich und findet schließlich die Nachricht, in der er von dem Vorhaben gewarnt wird.
Am Tage des Überfalls, als die Herde zum Grasen nach draußen getrieben wird, wird das Vieh tatsächlich gestohlen. Die Bürger, besorgt und überrascht, wollen hinauseilen, doch der Bürgermeister unterrichtet die Bewohner der Stadt vom Geschehen. Stadtammann Gremlich hatte alle Tore schließen und bewachen lassen. Alt und Jung rüsten sich und sehen zu, wie feindliche Männer aus dem Wald auf die Stadt zustürmen, in der Hoffnung die Tore seien offen. Als sie aber die Tore verschlossen und die Bewohner bewaffnet auf den Mauern vorfinden, ziehen sich die Männer zurück. Sie versuchten es kein zweites Mal, die Stadt einzunehmen.
Zur dankbaren Erinnerung an die Rettung der Stadt verordnete der Rat zu Pfullendorf, dass jährlich ein sogenanntes Hochmahl abgehalten werden sollte, bei dem Graf von Zimmern eingeladen wurde. Im 16. Jahrhundert erlosch diese Tradition jedoch mit dem Aussterben des Geschlechts von Zimmern mit dem Letzen seines Namens, dem Grafen Wilhelm.
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