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Geschichte kurz und knapp - der dreißigjährige Krieg in Pfullendorf

15.03.2023

Hier gibt es kurze historische Berichte, Anekdoten und Legenden zur Geschichte unserer Stadt.

Schwere Zeiten für unsere Stadt – der dreißigjährige Krieg in Pfullendorf

Der dreißigjährige Krieg wütet in Europa. 1618-1648 sind düstere Jahre, die von Tod, Hunger und Armut geprägt sind. Der dreißigjährige Krieg beginnt als Religionskrieg zwischen einerseits protestantischem und andererseits katholischem Lager und wird langsam aber sicher zum Territorialkrieg. Plünderungen und Raub verwüsten Deutschland in den Kriegsjahren und die Einwohnerzahl von 18 Millionen sinkt um zwei Drittel auf sechs Millionen. 

Pfullendorf ergeht es in den Kriegsjahren ebenfalls schlecht. 1629 wütet die Pest in Pfullendorf und reißt um die 600 Einwohner der Stadt in den Tod. Die Einwohnerzahl schrumpft von zirka 1500 Einwohnern auf 900. Dazu kommt der Krieg, der in ganz Europa seine Opfer fordert. Nach der Niederlage der Kaiserlichen bei Breitenfeld im November 1631 verlagert sich der Kriegsschauplatz nach Süddeutschland. Pfullendorf rüstet sich im April 1632 (so gut eben als kleine Stadt möglich) gegen die Feinde aus dem Norden. Die Tore werden gesperrt, Munition und Vorräte werden gesammelt und angehäuft und wehrfähige Männer ausgebildet. Im Mai kann die Stadt jedoch einer schwedischen Belagerung nur durch die Zahlung einer Kontribution entgehen. 
Bereits im Juli sind die Schweden aus Richtung Ravensburg zurück in Pfullendorf und bringen Brutalität und Verwüstung mit in die Stadt. Unter ihrem Kommandanten Max von Rählingen wird die Wallfahrtskirche Maria Schray in Brand gesteckt. Der Mesner, der einfache Arbeiten in der Kirche ausführt und ein zufällig anwesender Bauer werden erschlagen. Die Stadt bleibt weiterhin mutig und lehnt eine Übergabe ab. Nach fünf Stunden schwerem Kampf ergibt sich Pfullendorf jedoch und einigt sich mit den Schweden auf eine Zahlung einer neuen Kontribution. Die Feinde halten sich aber nicht an das Abkommen und dringen in die Stadt ein. Sie plündern und rauben und nehmen einige angesehene Bürger der Stadt als Geiseln. Nachdem sie festgenommen und verschleppt werden, kehren die Bürger nach und nach zurück. Maria Schray brennt bis auf den gotischen Chor ab. Das Gnadenbild wird auf wundersame Weise gerettet. (mehr zur Legende des Gnadenbilds im Artikel „Die Muttergottes Eiche“)
Im September 1632 müssen erneut Zahlungen an den schwedischen General Horn geleistet werden. Dieser quartiert in und um Pfullendorf seine Armee ein. Der Kommandant von Ulm verlangt ebenfalls Zahlungen. Die Pechsträhne der Stadt Pfullendorf nimmt bis zum Ende des Kriegs seinen Lauf. General Horn belastet Pfullendorf so sehr, dass nach seinem Aufenthalt kein einziges Pferd mehr in Pfullendorf zu finden ist. Horn beschlagnahmt allen Fruchtvorrat und alles Vieh während seines „Besuchs“.

Ein weiterer Unruhestifter lässt nicht lange auf sich warten. Der württembergische Kommandant vom Hohentwiel, Konrad Widerholt. Er zwingt die Herrschaften und Städte im Hegau und am Bodensee seine Festung mit Lebensmitteln zu versorgen und finanzieren. 1638 bekommt Pfullendorf einen Drohbrief, den die Stadt vorerst ignoriert. Konrad Widerholt kündigt jedoch ernsthafte Konsequenzen bei unkooperativem Verhalten an. Trotz des Verbots des kaisertreuen Kommandanten von Spaichingen dem Aufruf Folge zu leisten, macht sich Bürgermeister Martin Schneller im Oktober 1642 im Interesse der Stadt mit Proviant auf den Weg zum Hohentwiel. Auf dem Rückweg werden ihm seine guten Absichten allerdings zum Verhängnis. Er und seine Begleitung werden von einem Trupp kaiserlicher Soldaten überfallen und erschlagen. Pfullendorf verliert seinen Bürgermeister, der seine Vaterstadt durch solch schlechte Zeiten verantwortungsvoll führen wollte.

Trotz allen Herausforderungen und schlechten Zeiten, die sich Pfullendorf stellen musste, steht die Stadt immer noch. Die Bürger haben sich zusammengerauft und bis 1670 Maria Schray wiederaufgebaut. Es zeigt sich wieder einmal, dass man alles überstehen kann, solange man zusammenhält.

Wer mehr über die Geschichte Pfullendorf erfahren möchte, findet Infos in den Büchern „Die freie Reichstadt Pfullendorf und ihre Geschichte“ und „Die Chroniken der Stadt Pfullendorf“ von Josef Groner (20€). Fragt einfach bei der Touristeninformation danach!

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