Interview mit Snowboard-Bundestrainer Michael Dammert

04.02.2022

Heute starten die Olympischen Winterspiele in Peking. Spitzensportler aus aller Welt treten an, um sich in ihren Sportarten zu messen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin großer Fan von Olympischen Spielen und freue mich auf hoffentlich faire Wettkämpfe. Umso mehr hat es mich gefreut, dass sich der Snowboard Bundestrainer/ Headcoach Freestyle Michael Dammert sich ganz spontan Zeit für ein Interview mit blubbr.de genommen hat.

 

Michael Dammert

Bild oben,Vorschaubild und Banner: Copyrights: ©SNBGER/Johannes Jank

blubbr: Vom Bodensee zum Bundestrainer/Headcoach Freestyle der Snowboard- Nationalmannschaft. Wie schafft man das?  

Michael: Ich fahre schon sehr, sehr lange und gut Snowboard. Dazu kam, dass ich Sport und Psychologie studiert habe und genau dann mit dem Studium fertig wurde, als der ehemalige Cheftrainer aufgehört hat. Der Verband war auf der Suche nach einem Coach und hatte die Möglichkeit, sich zwischen einem Trainer aus dem Ausland oder sich für einen jungen, noch unerfahrenen Trainer zu entscheiden. Ich bin sehr froh, dass sich der Verband für den zweiten Weg entschieden hat und mir die Chance gegeben hat, diesen verantwortungsvollen Job anzuvertrauen. Natürlich gehört da auch ein bisschen Glück dazu, ich war eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mittlerweile bin ich seit sieben Jahren Bundestrainer (für Freestyle- Slopestyle und Halfpipe) und bin sehr dankbar für diese einzigartige Chance.

blubbr: Sind das deine ersten Olympischen Spiele?

Michael: Nein, wir waren schon vor vier Jahren in Südkorea als sehr junges Team dabei. Wir durften dort zum ersten Mal olympische Luft schnuppern und es war ein tolles, unbeschreibliches Gefühl bei Olympia dabei gewesen zu sein. Aber realistisch gesehen, waren wir vor vier Jahren noch nicht bereit, Großes zu erreichen. Das werden wir jetzt in Peking hoffentlich ändern, denn dafür haben wir in den letzten Jahren alles für ausgerichtet.

blubbr: Sind Medaillen realistisch?

Michael: Absolut und zwar in allen Disziplinen! Wir sind nicht nur zum Zuschauen dabei, sondern wir wollen Medaillen gewinnen! Wenn ich da die Leistungen vom Weltcup von Leon Vockensperger, Annika Morgan und Ramona Hofmeister denke, um mal einige Spitzen-Snowboarder aus unserem Team zu nennen, dann stehen unsere Chancen richtig gut, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Wir fahren ganz vorne mit, das haben nicht nur die letzten Wettkämpfe gezeigt, auch die Trainingsleistungen sind wirklich überzeugend gewesen. Unser Team ist über die letzten Jahre zusammengewachsen und hat sich enorm weiterentwickelt und die Leistungen im Weltcup sprechen auch eine eindeutige Sprache- schließlich fahren dort jedes Mal die Besten die Rennen unter sich aus. Also die Weltcups sind eigentlich wie Olympische Spiele, nur dass dort natürlich eine größere Show geboten wird.

blubbr: Und schon aufgeregt?

Michael: Nein, aufgeregt ist das falsche Wort. Ich möchte einfach nur, dass es endlich losgeht und die Sportler auf großer Bühne zeigen können, was in ihnen steckt und wofür sie jahrelang trainiert haben. Ich weiß als Trainer, welches Potential sie haben. Seit Jahren haben wir gemeinsam daran gearbeitet, Vertrauen aufzubauen und als Team zusammenzuwachsen und das wollen wir endlich zeigen.

 
 
Michael Dammert

Copyrights: ©SNBGER/Johannes Jank

Michael Dammert

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blubbr: Wohnt ihr auch im Olympischen Dorf?

Michael: Ja, wir wohnen im Olympischen Dorf und freuen uns natürlich sehr darauf. Wir sind von Tag 1 an dabei und fliegen erst am 17. Februar, also kurz vor dem Ende der Olympischen Winterspiele wieder zurück. Zwischendurch ziehen wir zwar noch einmal um, da der BIG AIR in der „Nähe von Peking“ stattfinden wird. Aber die Stimmung im olympischen Dorf ist schon eine ganz einzigartige, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

blubbr: Was erwartest du von den Olympischen Spielen?

Michael: Zugegeben, es ist natürlich alles ein bisschen ungewiss und wir bekommen ständig neue Informationen rein. Mein Handy steht momentan nicht still und man ist bis kurz vor dem Abflug am Organisieren, am Testen und vieles mehr. Ich bin wirklich froh, wenn wir im Flieger sitzen und alles wie gewünscht geklappt hat.

blubbr: Der Austragungsort ist natürlich Gesprächsstoff. Wie stehst du dazu?

Michael: Zunächst einmal bin ich froh, dass die Sportler überhaupt die Chance bekommen, ihren Traum, den sie seit vielen Jahren haben, verwirklichen zu können. Man darf nicht vergessen, dass alles diesem einen Traum- nämlich bei den Olympischen Spielen dabei zu sein- ungeordnet wird und ich bin froh, dass Corona uns diesen Traum nicht genommen hat. Zum Austragungsort... Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass die Olympischen Spiele in einem demokratischen Land stattfinden. Aber das ist eine politische Entscheidung vor vielen Jahren gewesen und jetzt die Sportler/Trainer dafür verantwortlich zu machen, ist schlichtweg falsch und nicht fair.

blubbr:Was habt ihr in den letzten Tagen gemacht bzw. was macht ihr noch bis zum Abflug?

Michael: Wir sind tatsächlich bis heute noch Snowboard gefahren (27.Januar) und haben noch im Absolut Park in Österreich trainiert. Natürlich haben wir sehr zurückgezogen gelebt und haben alles versucht, um uns nicht mit Corona zu infizieren. Klar hoffen wir, dass wir gesund durchkommen werden, aber ich bezweifel es- leider. Irgendeinen wird es wohl leider doch erwischen, aber so wird es allen Nationen gehen.

Quelle: Vision Gold - Folge 123- Januar 2022 - Trailer  (Schmidt Media OHG)

blubbr: Seid ihr gedanklich schon in China?

Michael: Ja, am Samstag (29.Janaur) fliegen wir dann endlich nach China und wir sind froh, wenn es endlich losgeht und das Warten ein Ende hat. Wir haben alles danach ausgerichtet, sind morgens teilweise um 3 Uhr aufgestanden, um uns an die Zeiten zu gewöhnen. Also wir haben wirklich alles dafür getan, um perfekt vorbereitet zu sein. Wir sind bereit!

blubbr: Kennt ihr die Anlage schon?

Michael: Teilweise ja. Wir sind schon Wettkämpfe auf dem BIG AIR und der Halfpipe gefahren, die Slopestyle-Anlage kennen wir noch nicht. Aber die Bilder sehen wirklich vielversprechend aus! Eine nachgebaute Chinesische Mauer ist z.B. der Windschutz, also das ist schon sehr spektakulär und ja, am Ende muss man sowieso damit umgehen können, was man vorfindet. Aber das geht ja allen Sportlern so.

blubbr: Wie steht es um den Snowboard-Nachwuchs?

Michael: Wir haben tolle Möglichkeiten in Berchtesgaden, unserem Stützpunkt. Im Sommer trainieren wir ja viel auf dem Trampolin oder im Schwimmbad und die Gegebenheiten sind hier wirklich toll. Zudem gibt es ganz in der Nähe den „Absolut Park“ in Österreich, da trainieren wir wirklich viel. Und nicht zu vergessen, das Internat mit Nachwuchssportlern in Berchtesgaden - das ist natürlich mit Blick auf die Zukunft sehr viel wert. Es wird viel Rücksicht auf die jungen Sportler genommen, das ist schon toll. Also um den Nachwuchs muss man sich keine Sorgen machen! Aber wir sind natürlich immer auf der Suche nach Talenten. Also falls es jemandem im blubbr.Land gibt, der sich angesprochen fühlt, der kann sich gerne bei uns melden.


blubbr: Vielen, vielen Dank für das tolle Interview. Wir von blubbr.de drücken natürlich fest die Daumen und werden die Wettkämpfe am Fernsehen mitverfolgen! Viel Erfolg ans gesamte Team!


P.S. Das Interview haben wir kurz vor dem Abflug nach Peking geführt.

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