Vermutlich gibt es für die meisten Schüler Fächer, die sie mögen und Fächer, die sie nicht mögen.
Vermutlich sitzt in jedem Klassenzimmer ein zukünftiger Arzt, der nie wieder einen Handstand machen muss, sobald er keinen Sportunterricht mehr hat, ein zukünftiger Maler, dessen Wissen um Integralrechnung er nie wieder benötigen wird oder ein zukünftiger Musiker, der sich im Chemieunterricht völlig fehl am Platz fühlt und vermutlich kriegen einige dieser Schüler im Unterricht gar nicht genug von den Fächern, für die sie sich so brennend interessieren.
Für mich ist das seit einigen Jahren vor allem in Mathe so gewesen. Zum Ende meines achten Schuljahres hat Mathe mir so viel Spaß gemacht, dass ich angefangen habe, mich mit dem Mathestoff der nächsten Schuljahre auseinanderzusetzen und irgendwann stieß ich beim Recherchieren über mögliche Studiengänge fast zufällig auf die Möglichkeit des Schülerstudiums.
Schülerstudent zu sein, bedeutet, während man weiter zur
Schule geht, an einer Universität ausgewählte Vorlesungen zu hören und wenn man
das will sogar an offiziellen Prüfungen über den Stoff dieser Vorlesungen
teilzunehmen. Die Mathevorlesungen, die ich an der Universität Konstanz belegt
habe, haben mich sehr fasziniert und mir noch viel mehr Spaß gemacht als der
Schulstoff. Das soll natürlich nicht heißen, dass es einfach war. Im Gegenteil:
Für die Hälfte meines ersten Semesters war ich in meinem Kurs an der Uni (der
Linearen Algebra) heillos verloren – nicht zuletzt, weil ich die vielen
Angebote, die Studenten den Studieneinstieg erleichtern sollen nicht wahrnehmen
konnte, weil ich weit von meiner Universität entfernt gewohnt habe und nur
begrenzt oft im Schulunterricht fehlen konnte. Als mir ein Dozent der
Universität aber mit meinen anfänglichen Problemen geholfen hatte,
funktionierte alles schon deutlich besser, ich bestand sogar noch die Prüfung
am Ende des Semesters und bei meinem nächsten Anlauf in der elften Klasse
startete ich mit viel Spaß an der Sache und mit mehr Ansprüchen an mich selbst
in das zweite Semester meines Studiums. Auch dann war es nicht immer ganz
einfach, am Ball zu bleiben, denn in der Kursstufe kann die Arbeit für die
Schule allein schon sehr anstrengend werden. Es gibt Klausuren zu schreiben,
Hausaufgaben zu machen und schneller als man sich versieht, steht auch die
Vorbereitung auf das Abitur an. Gerade in Klausurphasen war es schwer für mich,
Schule und Uni unter einen Hut zu bringen und wenn es darauf ankommt muss man
sich bewusst sein, dass die Arbeit für die Schule Vorrang hat. Wenn man dann
einmal mit dem Vorlesungsstoff in Verzug ist und ihn zur Klausur hin
nacharbeiten muss, wird es anspruchsvoll, den Spagat zwischen Schule und Uni zu
meistern, ist die Sache aber durchaus wert. Im Schülerstudium macht man
wertvolle Erfahrungen, wenn es um das Lernen geht, kann sich mit Themen
auseinandersetzen, die einen faszinieren und hat nicht zuletzt, trotz allem
Stress sehr viel Spaß dabei. Von der praktischen Seite aus betrachtet, gewinnt
man von den Studiengängen, die man ausprobiert, einen Eindruck und kann sich so
die Entscheidung darum, was man nach dem Abitur machen will, erleichtern. Wenn
es besonders gut läuft, kann man im Schülerstudium sogar Leistungen erbringen,
die man sich später anrechnen lassen kann und so Zeit sparen.
Kurz gesagt ist ein Schülerstudium für alle, die Fächer haben, in denen sie
gerne mehr wissen möchten, eine wunderbare Möglichkeit, das Bildungsangebot der
Schule zu ergänzen.
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Abiwahn