Jeder Schüler kennt es. Man sitzt im Kunstunterricht und lernt, warum Dreieckskompositionen der Renaissance-Malerei, die bei Da Vinci Anwendung fanden, eine irrational-religiöse Bedeutung hatten, muss im Geographie-Unterricht wissen, warum das Modell der goldenen Banane für die Wirtschaftsregionen in Europa maßgeblich ist oder eine halbe Seite Text darüber schreiben, wie Filmmusik funktioniert…
Und dann steht die Klausur an und man fragt sich: Wofür? Wofür mache ich das eigentlich alles? Für gute Noten? Für meine Eltern? Für mich selbst?
Viele Schüler lernen, um
sicherzustellen, dass ihnen alle Türen offenstehen. Dass ihrer beruflichen
Zukunft, egal ob im sozialen, handwerklichen oder technischen Bereich, nichts
im Weg steht.
Oft hängt vieles von der Bildung und vom Abschluss ab. Mit einem
abgeschlossenen Abitur hat man es leichter, einen Ausbildungsplatz zu finden,
hat die Möglichkeit an einer Universität zu studieren und muss keine weiteren
Qualifikationen erwerben, um an einer Fachhochschule immatrikuliert zu werden.
Schafft man es dazu noch, mit viel Arbeit auf einen sehr guten Schnitt zu
kommen, steht einem auch der Zugang zu Zulassungsbeschränkten Studiengängen und
Stipendien frei. Es ist ein mögliches Ticket in eine erfolgreiche Zukunft, das
man sich mit all dem Stress und dem vielen Lernen von Wissen, das man zum
Großteil nie wieder im Berufsleben braucht, erkauft.
Die übergeordnete Frage,
die sich stellt, wenn man sich das klargemacht hat, ist, wieso all das Wissen,
das man sich für das Abitur aneignen muss, herangezogen wird, um die Fähigkeiten
eines jungen Menschen für ganz spezielle Studiengänge oder Berufe zu evaluieren:
Wieso muss ein Medizinstudent gut in Sport gewesen sein, um einen Studienplatz
zu bekommen?
Vielleicht sind das alles Dinge, die man in unserer Gesellschaft neu bewerten muss, aber ich persönlich weiß doch die Allgemeinbildung zu schätzen, die man aus der Schule mitnimmt. Wenn man zum Beispiel Nachrichten liest, tut man das von einem ganz anderen Blickwinkel aus, als vorher. Man hat im Deutschunterricht gelernt, manipulative Mittel zu erkennen und hat im Gesellschaftswissenschaftlichen-Unterricht gelernt, den Inhalt des Textes vernünftig und kritisch zu bewerten, anstatt, ohne die hinter ihm stehenden Zusammenhänge zu erkennen, einfach zu glauben, was der Autor schreibt.
Dieses breite Spektrum an Wissen zu erwerben, ist also neben seiner Nützlichkeit als Qualifikation für die weitere Ausbildung als Zweck an sich zu betrachten. Man lernt nicht nur aus Ehrgeiz oder für die weitere Karriere, sondern auch aus Interesse und wegen der Fähigkeiten, die man für seinen weiteren Weg erwirbt.
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