16.01.2018
Normalerweise ist es so, dass ich von einem Termin nach Hause komme und meine Gedanken sofort aufschreiben muss, damit auch ja kein Detail verloren geht...
Es gibt aber auch Termine,
da tut es gut, ein wenig Abstand zu gewinnen und die Gedanken zu sortieren und
vielleicht sogar ein bisschen schweifen zu lassen, bevor ich sie dann zu Papier
bringe...
So ist es mir nach dem Neujahrsempfang in Mengen ergangen. Nicht, weil
die Neujahrsansprache von Herrn Bürgermeister Bubeck mich so aufgewühlt hat.
Nein, es war viel mehr die Gastrede, die in diesem Jahr von der Auslandsreporterin Antonia Rados
gehalten wurde, die mich nachdenklich gestimmt hat.
Das lag natürlich auch an den
interessanten Einblicken, die sie dem begeisterten Publikum von ihrer Arbeit in den Krisengebieten gegeben hat, und an ihrer Art, ihre Eindrücke zu erzählen. Faszinierend, leidenschaftlich, begeisternd. Auch erinnerte sie mich ein bisschen an meine Studienzeit. Denn dort durfte ich bei einem Gastvortrag von Jörg
Armbruster, der über seine Tätigkeit als ARD-Korrespondent für den Nahen Osten berichtete,
zuhören. Es war ein toller Vortrag, an den ich mich bis heute gerne zurück erinnere. Etwa ein Jahr später wurde der Auslandskorrespondent, der bei dem Vortrag so
agil und voller Tatendrang war, im nordsyrischen Aleppo angeschossen und es zeigt einmal mehr, wie gefährlich der Beruf des
Journalisten sein kann.
An ihn musste ich denken, als Frau Rados das Rednerpult im Bürgerhaus Ennetach
betrat und über das Thema „Niemand ist eine Insel – warum wir einander
brauchen“ zu sprechen begann. Emotional, anschaulich und zugleich auch eine Spur mahnend. Denn wie gut der gewählte Titel auf die heutige Weltlage passt, das machte sie anhand einiger aktueller Beispiele und Einschätzungen deutlich.
Sie erzählte aber auch von Reportagen und menschlichen Schicksalen, die sie in den letzten Jahren in den Kriegsgebieten miterlebt hat. Ein bisschen schmunzeln musste ich, als sie sich selbst als Feigling beschrieben hat. Denn ich kenne nur wenige Berufe, die so angsteinflößend sein können, wie Auslandskorrespondentin in einem Kriegsgebiet zu sein und nicht zu wissen, was der nächste Tag, vielleicht sogar schon die nächste Stunde an Grausamkeiten mit sich bringt. Deshalb ist es für sie besonders wichtig, dass sie und ihr Kameramann, der sie auf ihren Reisen immer begleitet, ein Team sind und die Ängste, Sorgen, aber auch die schönen Momente miteinander teilen.
Während dem Vortrag habe ich mich oft gefragt, was das für ein Gefühl sein muss, wenn man sich von seinem Partner verabschiedet und nicht weiß, ob man sich noch einmal lebend sehen wird... Wahrscheinlich ignoriert man diesen Gedanken - als Selbstschutz... Vorstellen kann und will ich es mir nicht.
Ich hätte Antonia Rados noch stundenlang an diesem Sonntag zuhören können. Und solltet ihr einmal die Chance bekommen, einen Vortrag von ihr zu hören, dann nehmt diese unbedingt wahr. Denn die Einblicke, die sie in ihre Arbeit als Auslandsreporterin gibt, sind absolut spannend und einzigartig.
Eine bemerkenswerte
Frau, die mit ihrem Mut und ihrer Art, die Augen der Zuhörer und Zuschauer öffnet und Themen
anspricht, die wir uns in unserer heilen Welt nicht ansatzweise
vorstellen können...
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Britta